Anna Tüne

Demokratie-Pädagogik

 

Unser Blick auf die Beschaffenheit des Menschen als Einzelnem und in seinen Eigenschaften als Teil einer Masse ist ein kritischer wenn nicht ein pessimistischer, dies im gesicherten Wissen darüber, zu was die Menschen fähig waren, sind und sein werden.

Dieser kritische Blick war und bleibt eines der wichtigsten Instrumente gegen die Unmenschlichkeit. Er hat uns erlaubt, das infernalische Potential der Menschheit zu erkennen.

Dieser spezifische Blick ist jedoch fast ein Reflex geworden, der die Sicht auf die konstruktiven und solidarischen Potentiale der Menschheit zu verstellen droht. So unterstellen wir bereits grauenvolle Realitäten, wenn wir nur von Realismus sprechen.

Davon ausgenommen sind patriotische Konstrukte und Helden-Szenarien. Sie bleiben allerdings in der Regel fremd und fern, da darin außergewöhnliche Helden Taten übermäßiger Größe begehen, ohne Bezug zu den Möglichkeiten, die „normalen“ Alltags-Menschen offen stünden.

 

Vor allem im Rahmen der trans-generationellen Kulturvermittlung, zeitigt jene Präferenz der Darstellung des Bösen in der Geschichte schwerwiegende Folgen, zumal diese Sujets im Alltagserleben der Jugendlichen mit anderen Gewaltdarstellungen und entsprechenden Videospielen konnotiert wird. Die Inhalte sowohl des schulischen Unterrichts und der universitären Bildung, vieler museumspädagogischer Ausstellungen und anderer Medien sind es ja, die das Menschen- und Gesellschaftsbild der nachfolgenden Generationen maßgeblich formen sollten. Doch in all diesen Bereichen fehlen Beispiele der Verweigerung totalitärer Ent-Humanisierung, vor allem wenn sie mit einer alltäglichen und pragmatischen Solidarität einhergingen. Gerade solche Beispiele hätten allerdings eine überlebenswichtige Funktion für unsere Demokratien.

 

Seit einigen Jahren haben Geschichtsschreibung und Museographie dankenswerter Weise begonnen, das Thema des Täter und Opfer-Geschehens mit jenem des Rettungswiderstandes zu ergänzen.

In Israel tut man dies bereits seit vielen Jahrzehnten: Yad Vashem ehrt dort Retter von Juden mit dem Titel „Gerechte unter den Völkern“.

Frankreich ehrt seine „Gerechten“ mit einem Memorial und einer weit gespannten Forschung, die noch viele Jahre andauern wird.

Auch Deutschland hat innerhalb der Gedenkstätte Deutscher Widerstand die Abteilung „Stille Helden“ ins Leben gerufen, eine Abteilung zur Erforschung und Dokumentation des Lebens jener Personen, die enorme Risiken auf sich nahmen (bis hin zur Todesstrafe), um Gefährdete und Verfolgte des 3. Reiches zu schützen, sie zu verstecken, sie zu ernähren. Berliner Bezirke, weitere Städte und Gemeinden folgen diesem Beispiel oder gingen dem bereits voraus.

Es gibt vielfältige andere Beispiele in Europa: Italien, Spanien, Dänemark, Bulgarien etc…

Und es gibt gute Beispiele aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, zum Teil aus anderen Weltregionen: Argentinien, Chile, Kampuchea, Ruanda, Jugoslawien…

 

Diese Szenarien geglückter Selbstbehauptung des Humanen und ihre Protagonisten wollen wir in abfolgender Reihe präsentieren.

 

Es wird sich in der Regel um die Realisierung einer Ausstellung und eines Begleitkataloges handeln. Die Ausstellungen sind als Wanderausstellungen für kleine und mittlere Räume konzipiert. Wir planen auch dazu Begleitprogramme (Vorträge, Lesungen, Filme, Workshops …) anzubieten.